Ausstellung auf der Burg

Querfurt/Artern – Ausstellungen von zeitgenössischer Kunst in historischen Gemäuern haben einen besonderen ästhetischen Reiz. Einerseits vermittelt sie den Besucher einen unmittelbaren räumlichen Eindruck von gelebter Historie und subjektivem Zeitgeschmack der Gegenwart. Anderseits können sie beim Betrachter rege Assoziationen auf die Wirkung von zeitgenössischen künstlerischen Werken in einem traditionsreichen historischen Umfeld auslösen. Eine interessante Exposition von zeitgenössischer Kunst in historischem Ambiente kann man gegenwärtig in der Galerie der Burg Querfurt erleben, in welcher die thematische Ausstellung "Figurenwelten" der Wuppertaler Malerin Sabine Kremer zu sehen ist. Eine Künstlerin, die seit Anfang der neunziger Jahre zeitweilig in der Stadt Artern lebte, wo sie sich ein Altstadtgebäude zu einem schlichten, aber stilvollem Atelier- und Wohnhaus ausbaute, in dem sie sich gern aufhält und fern von großstädtischer Hektik künstlerisch arbeitet. Dass die Wahl der Querfurter Veranstalter für ihre Frühjahrsausstellung auf Sabine Kremer fiel, bescheinigt ihnen reichlich Sachverstand, besticht doch Kremers von Figurationen durchdrungene Bildsprache vor allem durch malerische, zeichnerische, auch motivische Kreativität und Vielfalt. Eine Bildsprache, die –obwohl von unterschiedlichen Stileinflüssen tangiert- sich im Laufe ihrer Entwicklung souverän ihre stilistische Eigenständigkeit bewahrt hat. Das verdeutlichen fast durchgängig ihre hier gezeigten Malereien, Mischtechniken, auch die farbig bearbeiteten druckgrafischen Blätter, wobei bei allen ein starker Hang Kremers zum Experimentieren augenfällig wird: Spontanes, Spielerisches, auch Unbewußtes gehen dabei mit Gedanklichem, intellektuell Arrangiertem einher, bedingen sich wechselseitig und befruchtend. Surreales wird mit Dekorativem, Sinnbildliches mit Expressivem in Beziehung gesetzt, die harmonisierend miteinander "korrespondieren". Subtil bis extrem abstrahierte Köpfe und Körper kontrastieren mit Objekten abendländischer Zivilisation oder wachsen aus ihnen mystisch heraus. Symbole und bizarre Zeichen bilden ein mitunter phantastisches, teils skurriles Universum, während zuweilen spielerische Ausdrucksformen in bedeutungsperspektivischer Gliederung auch zutiefst ernsten Menetekeln begegnen. Künstlerisch besonders interessant sind Kremers Mischtechniken, bei denen malerische Bildteile in der Regel im Ergebnis eines spontanen Malvorgangs entstehen, welchem dann meist mehrere rational geprägte zeichnerische Phasen folgen, in denen die Künstlerin ihre Arbeiten vollendet. Bereits seit 1975 widmet sich Sabine Kremer intensiv der bildenden Kunst. In den Jahren 1982 und 1983 studierte sie an der Freien Akademie Wuppertal Malerei und Grafik. Von 1986 bis 1991 folgte ein privates Kunststudium bei der namhaften Wuppertaler Malerin und Kunstdozentin Eva-Maria Schoofs-Kentner. Einzelausstellungen führten Sabine Kremers Kunst bislang u.a.. nach Madrid, Berlin, Hannover, Wiesbaden, Essen, Bourgueil/Frankreich, Solingen, Remscheid, Regensburg. Die Ausstellung "Figurenwelt" in der Galerie der Burg Querfurt läuft bis zum 24. April. Ihr Besuch ist lohnenswert und vor allem Freunden zeitgenössischer Kunst zu empfehlen.

Th. Zunkel

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