Expertenrunde im Schloss

Kalbsrieth – Ein Hoffnungsstreif zeigt sich am Horizont. Über die denkmalgerechte Sanierung des geschichtsträchtigen Kalbsriether Landschlosses hatten Anfang März Experten verschiedenster Fachbereiche beraten. Mit von der Partie waren die zuständige Gebietsreferentin des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege, Kathrin Klar, Antje Pohl, selbstständige Dipl.-Restauratorin, die Vertreterin der Unteren Denkmalschutzbehörde des Kyffhäuserkreises, Frau Antje Burghardt, zudem 2 Vertreterinnen der ABS Artern und des beteiligten Architekturbüros Wagner sowie weitere Fachleute. Beim Schlossrundgang war erstaunliches zu Tage getreten. Wie während der kompetenten Führung zu erfahren war, hatte Antje Pohl bei ihrer Bestandsaufnahme in den vergangenen Wochen Bemerkens- und Erhaltenswertes entdeckt. Im ehemaligen Büchner´schen Familienwohnraum in der 1. Etage des Landschlosses fand sie Tapeten aus den 19. Jahrhundert, was ganz besonders auch den anwesenden Experten Dr. Udo Sareik interessierte. Reste einer Deckenbemalung mit einer zwar verblassten, doch noch erhaltenen Rocaille-Mittelrosette sowie eine Neo-Rokoko-Malerei entdeckte sie an der Wand des Zimmers. Bemerkenswert sind auch die zahlreich erhaltenen barocken Türklinken, der zentimeterdick getünchte Stuck und der barocke Fußboden in der Kemenate der Büchner´schen Hausfrau und auch im Herrenzimmer. Möglicherweise war es Johann Otto von Kalb, der Anfang des 18. Jahrhunderts diese hübsch ausgeführten Holzfußböden einbauen ließ. Unbedingt erhaltenswert ist auch das Parkett im Charlottensaal. Dort, wo 1786 Charlotte von Kalb das "frugale, aber gute Mahl" nicht selten allein genoss und sehnsüchtig die Briefe ihres Seelenfreundes Schiller erwartet hatte, sollen künftig museale Angebote einheimische und fremde Besucher anlocken. Dabei soll aber nicht allein Karl Alexander, der alte Kammerpräsident und Wohltäter der hiesigen Kirche geehrt werden, sondern auch seine illustren Gäste, allen voran der Herzog Karl August, Goethe, aber auch die anderen Zeitgenossen, wie beispielsweise sein Freund Friedrich Justin Bertuch, Johann Gottfried Herder oder Christoph Martin Wieland. Und natürlich, wie könnte es anders sein, Charlotte von Kalb selbst. Aber auch die folgenden Jahrzehnte, die maßgeblich durch die mit Schiller verbundene Familie von Wolzogen geprägt wurden, sollen beleuchtet werden. Da wird man nicht nur die im Schloss entdeckten Wandtapetenreste aus den 1820iger Jahren bewahren wollen, die ganz auffällig an die Wandgestaltung im Kirms-Krackow-Haus erinnern, sondern auch die reiche literarische Tätigkeit der beiden Wolzogen-Brüder Hans und Ernst betrachten. Alle Beteiligten waren sich darüber einig, dass auf Grund der wirklichen Bedeutung des historischen Ortes es wünschenswert erschien, möglichst vielen Besuchern in den nächsten Jahren den Weg in die Goldene Aue zu zeigen. Deswegen wird man im April zusammen mit den engagierten Schlossbesitzer, Jörg-Hubertus Hörning, die Beratungen fortsetzen. Neben der Weiterführung der baulichen Maßnahmen wird es dann insbesondere auch um inhaltliche Konzeptionen zur öffentlichen Nutzung und um die Gründung eines Freundeskreises gehen.

Sybille Glaubrecht

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